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Archiv-Artikel

Auf dem Boden der Tatsachen

Der FC Bayern München verliert zwei Punkte in Berlin, setzt sich aber trotz mäßiger Leistung allerhöchste Ziele

BERLIN taz ■ Der Manager wirkte zufrieden. Gerade hatten seine Bayern zwei Punkte weniger als üblich geholt, doch der Mann mit dem roten Kopf blieb ganz ruhig. Nach dem Spiel bei Hertha BSC sagte Uli Hoeneß: „Man kann nicht immer so arrogant sein und sagen, ich fahre mal schnell nach Berlin und hole drei Punkte.“ Das 0:0 zwischen dem Primus der Liga und dem Tabellenfünften aus Berlin fand er ein gerechtes Ergebnis. Am Wochenende noch hatte er sich Sorgen gemacht, die Meisterschaft könne allzu früh in der Saison gelaufen sein. Nach dem schwachen Auftritt der Münchner in Berlin dürfte Hoeneß diese Sorge erst einmal los sein.

„Ich weiß auch nicht, woran es heute lag.“ Trainer Felix Magath saß regungslos hinter dem Pult im Presseraum. Er konnte dem Spiel seiner Mannschaft nicht viel Positives abgewinnen. „Die Hertha war heute zu gut“, sagte er und wahrscheinlich glaubte er selbst nicht so recht, dass allein das forsche Auftreten der Berliner für das Ende der kleinen Siegesserie mit zuletzt vier Erfolgen hintereinander verantwortlich war. Magath hatte zur Überraschung vieler unter den knapp 73.000 Zuschauern im nicht ausverkauften Olympiastadion alle fünf bei den Bayern unter Vertrag stehenden deutschen Nationalspieler aufgeboten. „Ich habe ein Kampfspiel erwartet“, lautete seine Begründung dafür, dass neben Oliver Kahn und Michael Ballack auch der kriselnde Bastian Schweinsteiger, der wieder genesene Sebastian Deisler und der um den Anschluss ans Team kämpfende Philipp Lahm in der Startelf standen.

Die deutschen Feldspieler in den Reihen der Münchner sollten es also mit ihrem Einsatz und Willen richten in Berlin. Gelungen ist das einzig Philipp Lahm, der eine Leistung zeigte, die an seine besten Tage im Trikot des VfB Stuttgart erinnerte. Er kam von allen Bayern mit den schlechten Bodenverhältnissen am besten zurecht. „Dafür ist unser Spiel nicht geeignet“, sagte Trainer Felix Magath. Dann betonte er noch einmal, dass sich die Ziele des FC Bayern München nach dem Unentschieden bei Hertha nicht geändert hätten: „Wir wollen auf jeden Fall mehr erreichen als in der letzten Saison.“

Das führte er sogar näher aus. Die Meisterschaft und der DFB-Pokal sollen verteidigt werden, „und in der Champions League wollen wir möglichst ins Finale“. Vielleicht war es ja die Gewissheit, auch in einem Spiel, in dem die Chancen gleich verteilt waren, in dem die Berliner mit ein wenig mehr Geschick im Abschluss durchaus auch hätten gewinnen können, die eigentlich bessere Mannschaft gewesen zu sein, die Magath ausgerechnet nach dieser Nullnummer zum Formulieren höchster Ziele veranlasst hat. Die Begegnung hatte bisweilen etwas von einem Pokalfight zweier Mannschaften aus verschiedenen Spielklassen. Hertha präsentierte sich – angetrieben von einem lustvoll aufspielenden Yildiray Bastürk – als verschworener Haufen, während die Bayern mit der Gelassenheit eines Klassenprimus auftraten.

„Wir würden gerne jede Woche gegen die Bayern spielen“, meinte Hertha-Trainer Falko Götz, der von der Einstellung seiner Mannschaft überaus angetan war. Am Wochenende müssen die Berliner freilich in Wolfsburg antreten. ANDREAS RÜTTENAUER